New Work ist ein Containerbegriff geworden, so Carsten C. Schermuly, in dem jede*r reinwerfen kann was er*sie will. Mit der Popularität und Banalisierung von New Work wird dies immer mehr zum Synonym für gescheiterte organisationale Transformationen. In seinem neuen Buch zeigt Schermuly auf, was falsch verstandenes New Work anrichten kann und bietet Anregungen, wie gescheiterte Maßnahmen gerettet werden können bzw. erst gar nicht zum Scheitern kommen.
Nach “New Work Utopia” (siehe hierzu die Rezension in der QUBIC.praxis 2023-1) erscheint nun Schermulys “New Work Dystopia”. Die Dystopie ist keine Anti-Utopie, sondern zeigt einen fiktiven, unerwünschten Möglichkeitsraum auf und überzeichnet negative Gesellschaftsentwürfe. Grundlage dieser New Work Dystopie ist das Unternehmen Kaltenburg, in der der Patriarch in einem streng hierarchischen Umfeld mittels Kontrolle und Misstrauen agiert. In diesem Unternehmen wird New Work missbraucht und führt dazu, dass Mitarbeitende mit New Work "gequält" werden. Eine organisatorische Transformation scheitert also.
Inhalte des Buches sind:
- Geschichte des Unternehmens Kaltenburg, in der die Akteure des Unternehmens vorgestellt werden
- Die wichtigsten Axiome der Kaltenburger: Kontrolle statt Vertrauen, die DEAD-Kulturwerte oder die Organisation als Maschine
- Wie New Work zu den Kaltenburgern kam: New Work ist das, was gerade passt
- Wie New Work bei den Kaltenburgern scheitert: Instrumentalisierung von Vertrauensarbeitszeit, offenen Büroflächen, Homeoffice, Agilität oder KI
- Was Unternehmen tun können, um beim Thema "New Work" weniger zu scheitern: New Work braucht Sinn, anständigen Umgang mit Führungskräften, vorbereitete Mitarbeitende…
Die Bücher von Carsten C. Schermuly, die ich bisher gelesen habe, sind alle gut und leicht zu lesen. Auch New Work Dystopia ist hier keine Ausnahme. Die präzisen, wenn natürlich auch überzeichneten, Darstellungen des Unternehmens Kaltenburg, zeigen deutlich auf, in welcher Unternehmenskultur New Work nicht gelingen kann und warum New Work scheitert, wenn es zum Selbstzweck verkommt oder sogar instrumentalisiert wird.
Doch damit lässt der Autor seine Leser*innen nicht allein, sondern bietet in Form eines Feedbacks an Kaltenburg Anregungen, wie New Work bei Kaltenburg doch noch gelingen kann. In der Darstellung, was New Work braucht, bietet Schermuly viele Denkanstöße, was vor und bei der Umsetzung von New Work-Maßnahmen bedacht werden muss.
Braucht es nach der “New Work Utopie” die “New Work Dystopie”, um New Work als Praktiken in Unternehmen zu verstehen, die das psychologische Empowerment von Mitarbeitenden steigern? Anfangs war ich unsicher, welchen Mehrwert das Buch noch hat. Aber während die “New Work Utopia” ein Füllhorn an möglichen Praktiken von New Work vorstellt, konkretisiert die “New Work Dystopia", was es im Vorfeld einer organisationalen Transformation braucht, damit New Work gelingen kann. Daher ist dieses Buch allen zu empfehlen, die sich Gedanken machen, welche Unternehmenskultur es braucht, um New Work umsetzen zu können.
Elke Krämer
„New Work Dystopia - Scheitern im Wandel und wie es besser geht“
Carsten C. Schermuly
„New Work Dystopia– Scheitern im Wandel und wie es besser geht“
1. Auflage
Haufe Group, Freiburg – München -Stuttgart 2023
Buch:29,99 €
ISBN: 978-3-648-16963-6