Rezension zu „New Work Utopia“

Rezension zu „New Work Utopia“

New Work – ein Begriff, der in aller Munde ist. Allerdings lässt sich nicht genau fassen, was das bedeutet und vor allem, was davon in Unternehmen wirklich umgesetzt werden kann. Trotz der Suche nach der Praxis schien mir die Auseinandersetzung mit einer Utopie einer besseren Arbeitswelt eine gute Ausgangslage, um die Möglichkeiten, die New Work bieten kann, auszuloten.

„Achtung“ Sie betreten nun einen utopischen Raum“ So startet das Buch und dies muss man sich beim Lesen immer wieder bewusst machen. Vorgestellt wird das Unternehmen Stärkande. Stärkande wurde im Jahr 1999 von den Schwestern Alia und Jessica Stärkande in Wiesbaden gegründet. In der Utopie hat das Unternehmen 1160 Mitarbeitende, die in vier Produktbereichen arbeiten:

  • Software for HR
  • Office-Design/Schreinerei
  • Organizational Consulting
  • Onlinecoaching-Plattform

Die Stärkanderinnen organisieren ihre Zusammenarbeit mit sogenannten Axiomen. Dies sind elementare Grundsätze bzw. Prinzipien der Zusammenarbeit, die sich erprobt haben und in der Gemeinschaft teilweise mühsam ausgehandelt wurden. 

Das Buch beschreibt die 22 Axiome, die im Unternehmen entwickelt wurden. Anhand dieser Axiome werden die unterschiedlichen Möglichkeiten von New Work dargestellt. Von bekannteren Arbeitsweisen wie Holocracy und Bureaucracy Bustern über New Pay und Arbeitszeitmodellen, werden auch Axiome vorgestellt, die wohl weniger bekannt sind, wie der agile Betriebsrat, die digitale Arbeitsorganisation mit Rolemapp, Sklillmapp und einer künstlichen Intelligenz für das HR.  

Interessant fand ich die Ausgangslage des Unternehmens, dass das Ziel von New Work psychologisches Empowerment sein soll. Konsequent werden in den vorgestellten Axiomen die Bedeutung für das psychologische Empowerment (mit den Dimensionen Selbstbestimmung, Bedeutsamkeit, Einfluss und Kompetenz) wiedergegeben. So wird klar, dass New Work kein Selbstzweck sein soll (wie es leider viel zu oft in Unternehmen passiert). 

Hilfreich beim Lesen des Buches ist das Glossar, das der Autor zur Verfügung stellt, denn das Unternehmen Stärkande arbeitet mit vielen selbst geschaffenen Begriffen wie Archontin (Person mit Führungsverantwortung), Phylarchin (Mitarbeitenden mit Führungsaufgaben) und Boule (Meeting für Archontinnen und Phylarchinnen). Dies ist anfangs sehr verwirrend, aber mit der Zeit liest man sich ein.

 

Insgesamt ist das Buch ein leicht zu lesendes Füllhorn an Möglichkeiten, wie New Work umgesetzt werden kann. Allerdings musste ich mir beim Lesen immer wieder bewusst machen, dass dies eine Utopie ist. Denn beim Lesen wurde ich manchmal richtig sauer, weil alles so wunderbar funktioniert. Aber so ist das bei einer Utopie, bei der ja alles idealtypisch ist. Außerdem war es mal sehr schön, ein Buch über New Work zu lesen, in dem SCRUM und alle anderen üblichen New Work – Methoden so gut wie keine Erwähnung finden.

Für alle, die sich zum Inspirieren in eine Utopie begeben wollen, ist dieses Buch empfehlenswert.

Elke Krämer

 

Carsten S. Schermuly
„New Work Utopia – Zukunftsvision einer besseren Arbeitswelt“ 
1. Auflage
Haufe Group, Freiburg – München -Stuttgart 2022
Buch:29,95 €
ISBN: 978-3-648-15394-7

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